Willkommen in Seriths Wunderwelt !

Ich möchte noch gerne anmerken, dass die Posts chronologisch geordnet sind. Will heissen, der Anfang der Geschichte ist gaaaaaaaaaanz am Ende, da die neuen Einträge jeweils oben angefügt werden. Also schön brav von unten nach oben lesen!

31.07.2008

Anstand

So, Kinder.... heute gibts mal eine Moralpredigt von Tantchen Serith zum Thema Anstand. - Welcher den meisten Menschen heutzutage leider ganz klar fehlt. Ich meine.... auch ich kann nicht immer gut drauf sein ( wer mich kennt weis, dass es eher ins Gegenteil ausartet ^^ )und ich bin sicher auch oft das Gegenteil von anständig. Aber ich finde, wenn ich schon anderen auf den Keks gehe, sollte dafür zumindest ein bisschen was von einem Grund dafür vorhanden sein. So nehme ich mir das Recht heraus, über zu nah auffahrende Deppen auf der Autobahn zu wettern oder bei ganz dreisten Dränglern oder Vortrittsräubern auch mal den Stinkefinger zu zücken. Aber es gibt so gewisse Dinge, die finde ich sozial gesehen ziemlich ignorant.
Das klassische Beispiel: Die alten Leutchen, die immer an allem rumnörgeln... wie unanständig doch die heutige Jugend ist. Und wenn man sie dann ganz freundlich grüsst, kommt kein Pieps zurück. Oder noch schlimmer - man bietet ihnen seine Hilfe an... etwa das eingekaufte Fleisch zum Wagen zu tragen. Und man bekommt rüffelnd die Antwort : "Das kann ich auch selber! " Klar..... dann sieht man doch fast freudig dabei zu, wie sie dann sehr umständlich und mit grosser Mühe die 3 Treppchen vor dem Laden runterkraxeln.
Dann gibt es noch den ganz speziellen Schlag Leute, die sich für besonders gebildet halten und sich nicht scheuen, dir klar zu machen, dass du es in ihren Augen nicht bist. Nichts hasse ich mehr, als Leute, die mir ganz klar zu verstehen geben, dass sie mich als Ladentochter für zu blöd halten, selber eine Bestellung aufzunehmen. "Ist denn der Chef nicht da? Ich würde gerne eine Fleischplatte bestellen." - "Jah, gern... wieviele Personen und wann?" - " Hat der Chef denn keine Zeit?" - *denkt sich: Mensch, der Chef schickt sie eh zu mir, weil ich die Sch... Platte lege* - " Nein , der Chef ist gerade nicht da.solls denn als Hauptspeise sein? Oder ein Apero? Starke esser? " - " Ach, einfach so eine Platte für uns. So mit allem." - *ächz*
Bissel später kommt bestimmt der Kunde, der jeeeeeden Tag kommt und immer das Bündnerfleisch nimmt: "Bitte 100g Bündnerfleisch... Aber schneiden sie es bitte ganz dünn. Man schneidet Trockenfleisch immer hauchdünn." - Jah, auch wenn mir das als Koch nicht klar wäre.... man braucht es mir nicht in der Woche 5 mal zu sagen.

Aber das sind nicht die schlimmsten. Bei denen denke ich, die merken nicht mal, dass sie uns Verkäuferinnen kränken. Sie denken nicht darüber nach, dass es nur mässig komisch ist, nach einer 6 Tage- Woche zu hören, wie schade es ist, dass ihre 4 Wochen Urlaub vorbei sind.

Schlimm finde ich die Leute, die bisweilen den Eindruck vermitteln, dass sie die Macht die sie als zahlender Kunde inne haben mit viel sadistischer Freude auskosten.
So zum Beispiel der eine, der rein kommt und sofort klar ausspricht, dass für ihn das Beste gerade gut genug ist. Wenn ich angefangenes aber top qualitatives Fleisch habe, muss ich ihm extra noch ein frisches holen und öffnen. Toll für ihn, scheisse für uns, weil wir dann zwei geöffnete / angefangene Stücke haben, von denen wir dann jede Menge wegschmeissen müssen, weil wir nie beide los werden.
Dann das Päärchen das jeden Samstag um 17 Uhr rein kommt und unschuldig fragt: " Ach, ihr habt schon geschlossen? Können wir noch was haben?" - Als Info: Wir sagen ihnen dann jedes mal, dass wir Samstags um 15 Uhr schliessen. Und da es leider Firmenmentalität ist, sagt der Chef ihnen dann auch sofort, dass sie doch auf jeden Fall noch was bekommen! Daraufhin bestellen sie vielleicht Aufschnitt für 4.- - was für uns bedeutet, dass wir wegen 4.- nochmal den Aufschnitt aus dem Kühlhaus graben, hoch rennen und die Kasse wider runter tragen ( Wechselgeld für die 100er Note, die uns entgegen gestreckt wird ), ne Tragetasche mitgeben, die selber schon fast so viel Wert ist, wie der Aufschnitt und schliesslich auch die Aufschnittmaschine nochmals putzen müssen( 10 - 15 min Arbeit ).Die Leute überlegen echt keinen Meter weit. Es ist auch verdächtig, wie gewisse Leute, die den ganzen Tâg Zeit gehabt hätten ( sie erzählen im Laden ja gern davon, wie ihnen Nachmittags langweilig war )immer so 2 Minuten vor Ladenschluss rein kommen und noch ne Bestellung für 30 min Arbeit runtersabbeln.
Also : Dinge, die man nie tut, wenn man Freunde im Dienstleistungs Geschäft haben will ( oder keine Feinde ^^ ):

- Man denkt, dass es absolut selbstverständlich ist, dass die Mitarbeiter zu jeder Tages und Nachtzeit für einen da ist.

- Man behauptet, als Verkäuferin arbeite man eh zu wenig und verdiene ja gut. ( gabs schon - der wollte uns erzählen, in ZH verdienen Verkäuferinnen 6000.- o.O *staun* Was die wohl genau verkaufen?! )

- Man geht trotz genügend anderen Möglichkeiten direkt vor Schluss ins Geschäft und hält die Angestellten noch lange hin. ( Auch in der Gastronomie weit verbreitet )

-Man verlangt Höchstleistung, Topqualität, speziellen Service und würdigt ihn dann nichtim geringsten.

- Man lässt sich nach mehrmaligem nachfragen etwas speziell herrichten um sich dann wenns endlich fertig ist zu entscheiden, dass mans doch lieber anders will.

- Man denkt, dass man als Angestellter in niedrigen Positionen irgendwie faul oder blöd ist und lässt es die selbigen auch merken.

Zu solchen Menschen möcht ich hier am Ende meiner Frustablasse mal folgende Dinge klar stellen: Die kleinen Leute hinterm Tresen, hinter der Getränke Bar oder hinter dem Kochherd arbeiten echt hart. Sie schieben mit einem lächeln im Gesicht Überstunden für euch. Sie haben die Preise von so etwa 500 versch. Artikeln im Kopf und sind nicht dumm, weil sie den Preis des 501. Artikels erst nachschlagen müssen. Sie haben ein Anrecht auf Freizeit und genau so wenig Bock auf Überstunden wie ihr. Und sie freuen sich genau so über anständigen, respektvollen Umgang wie ihr.
Achjah: Und es ist völlig daneben, in einer Metzgerei einen Aufstand zu machen, weil die Lieblingspraline nicht im Regal steht. ( Nachdem man sie extra immer wider für genau einen Kunden bestellt hat, der sie nie kaufte, wenn sie da war - also mussten wir sie weg schmeissen. - worauf er sie natürlich vermisste. wider gekauft ... jetzt steht sie wider ungebraucht im Regal.) Wer erwartet bitte in der Metzgerei Pralinen kaufen zu können?! * handvorkopfklatsch *

So. Jetzt habe ich auch mal ausgemeckert ^^
Zum Abschluss noch paar pics, die ich zum Thema angry gefunden habe.

5 Kommentare:

Rose de Noire hat gesagt…

Stimme dir aus ganzem Herzen zu!!!!
Das ist wie überall im Dienstleistungsgewerbe...
Wie sind bezehlte Arbeitskräfte- und keine Sklaven...

Anonym hat gesagt…

Als ich das gerade gelesen habe, ist mir ein Gedicht eingefallen:

Mensch und Zeit

Ein Mensch west, vorerst nu rein Traum,
Im All, noch ohne Zeit und Raum.
Doch sieh, schon drängt´s ihn in die Furt
Des Stroms ans Ufer der Geburt,
Und eh er noch ein Erdengast,
Hat ihn die Zeit bereits erfasst.
Der erste Blick, der erste Schrei –
Schon ist ein Quentchen Zeit vorbei,
Und was von nun an kommt, das ist
Nur Ablauf mehr der Lebensfrist,
Von deren Dauer er nichts weiß:
Ob er als Kind stirbt, ob als Greis,
Geboren ist er jedenfalls,
Entrückt der Ewigkeit des Alls.
Geburtsjahr, Tag und Stunde wird
Vom Standesamte registriert;
Der Mensch, merkt er´s auch erst nur wenig,
Er ist der Zeit jetzt untertänig.

Noch haben – später geht´s geschwinder –
Ja noch viel Zeit die kleinen Kinder.
Wie ist ein solcher Tag noch lang,
Von Sonnenauf- bis Untergang!
Denn Zeit beginnt ja erst zu eilen,
Zwingt und die Pflicht, sie einzuteilen.
Dem Kind, das glücklich noch im Grunde,
Schlägt, nach dem Sprichwort, keine Stunde
Als die, wo´s heißt: „Für heut ist Schluß!“
Und wo es schlafen gehen muss.

Doch schau, schon steht dem Zeitverschwender
Der erste Schultag im Kalender!
Der sanfte Fluß wird jäh zerbrochen
Zu Stunden, Tagen und zu Wochen,
Es geht der Ernst des Lebens an,
Die Kette klirrt: Der Stundenplan!
Das Kind, noch arglos von Natur,
Lernt bald zu rechnen nach der Uhr
Und freut sich an dem Tick-Tack-Tick.
Und doch ist das der Augenblick,
Wo es zerfällt der schnöden Welt
Und ihrer Lüge, Zeit sei Geld.
Die Frist der Unschuld ist verträumt,
Schon gilt es: „Keine Pflicht versäumt!“

Zeit – heißt´s im Faust – geht schnell von hinnen,
Doch Ordnung lehrt Euch Zeit gewinnen.
Die Zeit, der Reichtum junger Jahre,
Wird ausgesprochne Mangelware –
Es müsst denn sein, dass einer bliebe
Bei jener Zunft der Tagediebe,
Die unserm Hergott einfach stehlen
Die Stunden, die dann doppelt fehlen
Dem Bürger, der drum wenig Sinn
Besitzt für solchen Zeitgewinn.

Die Fleißigen (das sind die meisten!),
Die können der sich nicht leisten,
Weil mit der zeit, der sie ergeben,
Sie um die Wette vorwärts streben.
Die freilich läuft auf flinken Sohlen,
Und sie ist nie mehr einzuhohlen.
An unzerreißbar feinen Fädchen
Zieht sie die Knaben und die Mändchen
Von Ziel zu Ziel – Die Schul’ ist aus! –
Ins Leben, endlich, geht´s hinaus,
Das trügerisch so viel verspricht:
Erst sagt es: „Nur Geduld – noch nicht!“
Und plötzlich höhnt es uns: „Nicht mehr!“
Das Alter kommt ganz leis daher
Und, ewig hoffend, bald würd´s schöner,
War´n wir nur arme Tagelöhner,
Geknechtet ständig von Terminen
Und von der Pflicht zum Geldverdienen.

Was waren unsre kleinen Freuden?
Nichts als ein wenig Zeit – vergeuden.
Tut uns die Uhr den letzten Schlag,
Sind wieder tausend Jahr ein Tag,
Und aus der Zeit sind wir entlassen –
Wohin? Kein Sterblicher wird´s fassen.
Man wird es in der zeitung lesen,
Im besten Fall, dass wir – gewesen.
Die Menschen ungerührt, ja heiter,
Sie leben, ohne uns, dann weiter.
Sie lieben, hassen, hoffen, raufen,
Bis ihre Zeit auch abgelaufen.
So gehen wir, wärn wir noch so munter,
Im Strom der Zeiten alle unter.

Wie traurig wäre dies Ergebnis,
Gäb´s nicht die Zeit als Glückserlebnis
Und gält´s nicht, sich zu rühren wacker:
Die Zeit, sie ist auch unser Acker,
Darein noch der geringste Mann
Sein Körnlein Gutes streuen kann.
So, wie wir selbst von den entfernten
Vorahnen Fluch und Segen ernten,
Im Maß, wie diese einst das Geld
Der Zeit bald gut, bald schlecht bestellt
Durch die Jahrtausende hindurch,
So müssen wir auch Furch´um Furch´
Der Jahre, der vermeintlich schnellen
Und doch so dauernden, bestellen.

Nur wenn wir, statt für uns zu raffen,
Gemeinsam echte Werte schaffen,
Verwandeln wir die flüchtge Zeit
In eine irdische Ewigkeit,
Der ganzen Menschheit zum Gewinn.
Dass diesen hohen Lebenssinn
Der Mensch sich in der Zeit bewahre,
Sei unser Wunsch zum neuen Jahre.


-Von wem es ist, muss ich nochmal nachschlagen.-


Alles Gute und Kopf hoch!
Nilhius und Hallali und so ...

Anonym hat gesagt…

von Eugen Roth ist das Gedicht.
Ich finde der letzte Teil des Gedichts passt auf diese Menschen, die du da beschreibst.

Exploramus hat gesagt…

Wow, tolles Gedicht! Dank dir, Hallali!

Anonym hat gesagt…

Danke sehr an den Autor.

Gruss Nadja