Für mein liebes Schwesterchen kommt nun eine Geschichte. Ich habe sie geschrieben, als ich mit Serith das erste Mal im Feindesland war.
( Und jaaa... vergesst die Schreibfehler... wenn ich im kreatifen Schuss bin, guck ich da nie drauf )

Durch das Brachland
Kaum ein Windhauch ist zu spüren und die Sonne brennt unbarmherzig auf die Reisenden nieder. In feinen, braunen Wolken wirbelt der trockene Wüstenstaub um ihre Füsse und weht ihre Spuren auf dem harten, aufgerissenen Boden hinfort. Eilig laufen die Gefährten durch das karge Land, sorgsam darauf bedacht, dem einheimischen Leben möglichst aus dem Weg zu gehen. Nicht nur Orks und Trolle treiben sich in dieser trostlosen Landschaft herum. Allerlei seltsame Wesen kreuzen dann und wann den Weg der beiden Nachtelfen und versetzen diese in staunen.
Verwundert erhascht Serith einen kurzen Blick auf ein riesiges Tier mit stelzenartigen, dünnen Beinen und einem immens langen Hals. Auf dem gelb-orangen Fell des Wesens prangen haselnussbraune Fle-
cken und sein kleiner, mit hörnern gezierter kopf schwebt hoch oben im dürren Geäst eines der seltenen Bäume und zupft am welken Grün.
Die Elfe hat jedoch kaum Zeit, das wunderliche Geschöpf weiter zu beobachten. Ihr Begleiter drängt erneut zur Eile. So trabt sie weiter hinter Mondkind her, dicht gefolgt von ihrem wendigen Schneeleoparden Astaroth.
Die beiden Nachtelfen haben wirklich keine Zeit zum trödeln und Tiere bestaunen. Man hat sie auf eine riskante Mission ins Land des Feindes gesandt. Die Beiden sollen einen Magier aufspüren und ihn unschädlich machen. Der Hexer hat dem Elfenvolk nun schon lange genug das Leben schwer gemacht und es immer wider mit seinen magischen Ausgeburten des Hasses heimgesucht. Nun soll er endlich dafür zur Rechenschaft gezogen werden und seine Strafe für die widerwärtigen Angriffe erhalten.
Es ist keine leichte Aufgabe, die den beiden Freunden damit gestellt wurde! Die Heimat des Magiers liegt am Gipfel eines Berges, der sich inmitten der öde des Brachlandes erhebt. Die Elfen müssen eine wite, deckungslose Ebene durchqueren um zu ihrem Ziel zu gelangen. So sind sie also mitten im Land der Horde, ohne den Schutz von kühlem Wald oder dichten Sträuchern.
Doch bisher hat Elune gut für die beiden gesorgt. Noch hat kein Feind sie erblickt, kein Späher ihr eindringen bemerkt.
Seriths Lungen brennen gepeinigt von der trockenstaubigen Luft und selbst ihre weichen Lederstiefel beginnen ihr bereits zu drücken. Auch Mondkind und Astaroth zeigen erste Anzeichen der Ermüdung. War Mondkinds Gang vorher leichtfüssig und flink, so ist ihm derweil etwas von seiner Kraft abgegangen. Doch sind sie weit gekommen. In der Ferne kann Serith schon den ersten flirrenden Umriss einer Hügelkette ausmachen. Von diesem Anblick nehmen sich die Elfen neuen Mut und spornen sich nochmals an. Bald würden sie im kühlen Schatten der Felsen etwas rasten können und sich gestärkt an den Aufstieg machen. Die junge Nachtelfe ist sich sicher, dass es am Fuß des Berges schützende Sträucher geben wird. Vielleicht sogar eine kleine Quelle, an der sie sich erfrischen würden und ihre Trinkschläuche wider prall füllen könnten. Sie hatte ja bisher noch nie einen Berg gesehen, zu dem es nicht auch Wald und Wasser gab.
So ist Serith auch zutiefst erschüttert, als sie einige zeit später endlich die rauen Felsen erreichen. Enttäuscht lässt sie die Ohren hängen. Weit und breit ist keine Schattenspendende Nische zu sehen. Kein Felsvorsprung, keine Höhle und auch kein Baum oder Strauch… geschweige denn Wasser. Nur staubige, rote Erde und die Hoffnung auf den baldigen Sonnenuntergang, der hoffentlich etwas kühle bringt.
Besorgt blickt Serith zu ihrem Schneeleoparden. Astaroth musste es von ihnen allen wohl am schlimmsten treffen. Sein weisses Fell ist für den eisigen Winter im Norden gemacht und muss ihm an diesem trostlosen Ort doch viel zu heiß sein. Die Hitze macht ihm bestimmt schwer zu schaffen. Trotzdem begleitet er die junge Elfe ohne zu murren und bietet der Sonne trotzig die Stirn.
Der Gedanke an Astaroths selbstlose Treue gibt Serith neue Kraft. So rafft sie sich zusammen und beginnt hinter Mondkind herkraxelnd den Aufstieg. Der Priester hat bereits ein gutes Stück des Weges hinter sich gebracht und blickt nun geduldig in ihre Richtung. Serith bewundert den Nachtelfen heimlich um seine Kraft. Seit ihrem Aufbruch in der Silberwind Zuflucht hat er sie stets sicher geführt und sich keine Schwäche anmerken lassen. Mit entschlossen glimmenden Augen sucht der Nachtelf nach dem besten Pfad und leitet seine Freundin sicher zum Gipfel des Berges.
Als sie das Plateau am Gipfel des Berges endlich erreichen, ist die Sonne bereits am sinken und dämmriges Licht breitet sich langsam wie ein nebliger Vorhang über der staubigen Szenerie aus.
Vorsichtig überwinden die Gefährten die letzten Schritte bis zum Rand der Felsplatte und spähen nun neugierig über die deckungslose Fläche des Plateaus. Still kauern die Elfen auf der warmen Erde und mustern das Lager des Feindes genau.
In der Abgeschiedenheit des Brachlandes hat sich der Hexer ein notdürftiges Heim geschaffen. Es herrscht emsiges Leben auf dem Gipfel des Berges.
Mehrere kleine Feuerstellen erleuchten die Fläche und legen ihr weiches licht auf die Gestalten, die leise murmelnd das Plateau abschreiten und wache halten. Zerschlissene Kleider rascheln in der Nacht und die blasse Haut der Wachen scheint in der aufziehenden Dunkelheit beinahe sacht zu glimmen.
Unweit der beiden lauernden Nachtelfen steht ein grober, hölzerner Tisch. Seine alte, abgenutzte Oberfläche ist schwer beladen mit diversen Fläschchen, Kräutern und urtümlichen Artefakten.
Stumm deutet Mondkind auf die gebeugte Gestalt, die sich am Tisch zu schaffen macht. Dies musste der Hexer sein,den die beiden Elfen suchten. Leise murmelnd steht er in seiner dunklen Robe da und starrt mit eingefallenen Augen auf ein Pergament in der Mitte des Tisches. Seine Dürren, knochigen Finger zeichnen lautlos magische Zeichen in die Luft.
Mit einem Schaudern wendet Serith langsam den Blick von dem unheimlichen Geschehen und mustert nun fragend Mondkinds scharf geschnittene Gesischtszüge.Dieser nickt ihr kurz zu und schenkt ihr überraschend ein aufmunterndes Lächeln. Mit einem kurzen Augenzwinkern deutet er nach links zu einem der knisternden Lagerfeuer. Als Serith seiner Geste mit scharfen Augen folgt, lächelt auch sie.
Da steht eine Wacheallein am Feuer und wärmt sich die Hände. Von ihrem Standort aus wäre es ein leichtes Spiel, sich durch die schwache Verteidigung des Magiers zu kämpfen um sich ihm schließlich von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen.
Alle Sinne aufs schärfste gespannt, huscht Serith nun ein Stück am Rande des Plateaus entlang. Als sie kurz darauf einen Pfeil aus dem Köcher zieht und sich leise knarrend der Bogen spannt, blickt sie nochmals kurz zu Mondkind, der ihr ernst zunickt.
Mit leisem sirren schnellt der Pfeil von der Sehne und bohrt sich gleich darauf in die Kehle des ahnungslosen Opfers. In dem Moment, als die unglückliche Wache gurgelnd auf die Knie sinkt, steckt auch schon der zweite Pfeil in ihrer Brust und beendet das leben des Ziels endgültig. Mit einem dumpfen plumps schlägt der Körper der wache in den Staub und bleibt reglos liegen.
Serith atmet erleichtert auf.
Keiner hatte vom angriff der beiden Elfen etwas bemerkt. Auf leisen Sohlen schleicht Serith nun bis zum Rand des Feuerscheins und winkt Mondkind mit hastigem Handgewedel zu sich. Wendig huscht er aus seiner Deckung , hastet zu ihr und sucht mit seinen gelb glimmenden Augen die Umgebung ab. Ihm ist klar, dass sie sich nun auf einen grösseren Kampf einlassen müssen. Doch welches ist die beste Angriffsstelle? Wie kann man die Verteidigungsmauer des Hexers wohl am sichersten durchbrechen?
Abwartend harrte Serith neben ihrem freund aus und krault beiläufig astaroths Nacken. Nach einer Weile nickt Mondkind schließlich zufrieden und wispert ihr seinen Plan zu. Astaroth soll voraus gehen und unter den Wachen für Verwirrung sorgen. Dann werden die beisen Elfen einen Blitzangriff durchziehen und so den Magier überrumpeln.
Mit einem knappen Nicken stimmt Serith Mondkinds Taktik zu. Sie hatte schon viele Kämpfe an seiner Seite ausgefochten und vertraute ihm ohne Zögern ihr Leben an. Schliesslich hatte er sie bisher schon aus einigen verzwickten Situationen geführt. Ai, auf den Priester war verlass.
Geübt konzentriert sich die Nachtelefe nun auf den Schneeleoparden an ihrer Seite. Sie schickt
Ihm mit Hilfe ihres Geistes Bilder der Wachen und zeigt ihm so, was zu tun sei.
Mit aufgeregt peitschendem Schwanz macht sich Astaroth zum Sprung bereit. Gleich wird er wider jagen dürfen! Nur noch einen Augenblick verharren die Gefährten am knisternden Feuer, atmen die nun kühle Luft ein und bereiten sich still für sich auf den bevorstehenden Kampf vor. Die Knöchel der Nachtelfe stechen weiss hervor, als sie ihren Bogen fester umklammert. Dann löst Serith ihre andere hand aus dem warmen Fell ihres samtpfotigen Freundes, der sich gleich darauf in grossen Sprüngen und wild fauchend auf die Wachen stürzt.
Zu seinem Furchteinflössenden Brüllen gesellt sich beinahe sofort erstauntes Keuchen, Geklirr von hastig gezogenen Waffen und das Sirren von seriths Pfeilen, die sich mit Elfenmagie bestückt in die zuckenden Körper der Feinde bohren.
Neben der jungen Nachtelfe steht bedrohlich der Schatten Mondkinds. Mit halb geschlossenen Augen murmelt er die geheimen Worte und ruft die Kräfte des Lebens, ihm zu dienen. Serith hat keine Zeit, sich auf die eindrückliche Erscheinung ihres Gefährten zu konzentrieren. Aus dem Tumult vor ihnen ist eine breitschultrige Gestalt hervorgebrochen und stürzt sich nun mit einem wütenden Schrei auf die Elfe. Mit einer blitzschnellen Bewegung reisst Serith ihren Kampfstab vom Rücken, um den angriff der rasenden Wache abzuwehren. Doch zu spät. Mit einem kurzen aufblitzen streift die Klinge den Stab nur kurz, um sich gleich darauf mit glühendem Schmerz in Seriths Schulter zu bohren.
Keuchend Taumelt die Elfe einige Schritte zurück, um etwas Zeit zu gewinnen. Doch der Angreifer ist noch nahezu unverletzt und rückt ihr schnell nach. Heisse Tränen des Schmerzes treten in Seriths Augen, als sie mit zitternden Armen den Stab erneut hoch reisst, um einem erneuten Angriff zu entgehen. Als die Klinge der Wache hell klirrend auf den Kampfstab prallt, explodiert der Schmerz in ihrer Schulter und verschleiert ihren Blick. Verzweifelt wehrt sie die schnell aufeinander folgenden Hiebe ab und weicht stolpernd zurück, als sich endlich erlösende Wärme in ihrer Schulter ausbreitet. Mondkind hat erkannt wie geschwächt seine Begleiterin ist und sendet seine heilende Magie zu ihr aus, um sie zu stärken. Als die Kraft sich immer weiter in ihren Körper fliesst, stösst Serith einen gellenden Schrei aus und stürmt wie ein Berserker gegen ihren Peiniger an. Mit wütenden schlägen drängt sie ihn zurück und trifft ihn schließlich hart an der Schläfe, worauf er leblos zu Boden sackt.
Bitter lächelnd nickt sie Mondkind zu. Einmal mehr hat er bewiesen, dass auf ihn verlass ist.
Als sich Serith nun wider dem eigentlichen Kampf zuwendet, erkennt sie mit stolz, dass Astaroth und Mondkind bereits ganze arbeit geleistet haben und nun nunmehr eine Wache und der Hexer selbst auf den Beinen stehen. Schnell pfeift sie dem Panther zu, worauf dieser von der letzten Wache ablässt und sich auf den zornigen Hexer stürzt.
Erneut sirrt ein Geschoss von Seriths hand und streckt die nun zur Flucht gewandte Wache unbarmherzig nieder.
Mit weit wallenden Gewändern und hoch erhobenen Armen baut sich nun der Hexer vor der kleinen Gruppe aus Ashenvale zu. Seine Augen glimmen düster und um seinen Körper winden sich schwarze Flammen. Das grüne Glühen um seine Gestalt lässt ihn einiges größer erscheinen als er eigentlich ist.
Zudem scheinen die wild züngelnden Flammen Astaroth immer wider zurück zu schlagen.
Doch Die Elfen lassen sich dadurch nicht entmutigen. Obwohl ihre Pfeile stets einige Meter vor dem Hexer klappernd zu Boden fallen, schiesst Serith unbeirrt weiter. Neben ihr hat Mondkind die arme weit von sich gestreckt und starrt konzentriert zu dem in Flammen wabernden Schatten. Feine Schweissperlen treten auf die Stirn des Nachtelfen, während er mit zusammengebissenen zähnen die magische Schutzmauer des Hexers langsam aufreisst. Sein Geist tastet suchend über die flammende mauer des Gegners, bis er schließlich einen ganz feinen Riss darin erkennt. Mit einem keuchenden Aufschrei schleudert Mondkind ein geballtes Bündel seiner Macht direkt in die Schwachstelle der Schutzmauer und sprengt sie dadurch auseinender.
Nachdem die Mauer gefallen ist, geht der Kampf schnell dem ende zu.
Nun können Astaroths Klauen sich ungebremst in das ungeschützte Fleisch des Hexers fahren und auch Seriths Pfeile dringen nun bis an ihr Ziel. Es dauert nur wenige Augenblicke, bis der Hexer schließlich zu Boden sinkt und leblos liegen bleibt.
Tief seufzend sinkt auch Serith zu Boden und blickt zu dem vor Erschöpfung zitternden Mondkind hoch. Glücklich über die überstandene Mission lächelt sie ihn an und fühlt, wie sich Astaroth müde an ihre Seite schmiegt.
Nach einer kurzen Rast und eingehender Untersuchung der herumliegenden Leichen bricht die kleine Gruppe schließlich wider in ihre Heimat auf. Es ist Zeit Heim zu kehren, Bäume zu sehen und frisches Quellwasser zu trinken. Bald würden sie wider in feuchtem Gras sitzen….froh darüber, dass der Hexer nun keine Angriffe mehr auf das stolze Volk der Nachtelfen unternehmen würde.