Ein Sturm zieht auf. Er zerrt an mir, reisst an mir bis ich wanke. Die Böen reissen mir die Worte von den Lippen... kein Schrei,den meine Lungen hervor pressen wird gehört. Alles verschwindet in der Weite. Wohin mag dieser Wind wehen? Man schmeckt das Salz in der Luft... doch aus welchen Meer stammt es?
Ich frage mich, wie viele Schreie dieser Sturm schon geschluckt hat. Worte, die nie an das Ohr drangen, die sie hören sollten. Mit wessen Haaren hat der Wind schon gespielt, welche Wellen hat er schon erhoben und durch welche Wälder ist er schon gerauscht?
So unaufhaltbar, unfassbar. Nicht zu greifen und doch fordernd zerrend.Wie die Gedanken und Gefühle in mir wirbelt er alles durcheinander, hebt alles weg... bis auf die Grundmauern. Nur was gewichtig und stark ist wiedersteht dem Drang fort zu fliegen. So wie beim Sturm der Gefühle nur die Tiefsten Empfindungen stets klar bestehen bleiben, während flüchtig Gedanken, Ideen und Hoffnungen wirr schwirrend wie ein Sandsturm wüten.
Heute weht der Wind durch die Gassen. Er fegt den Regen in schauern über das Land und reisst mir die Tränen aus den Augen. Ich habe Angst... denn es wird sich vieles ändern. Ich wünsche mir, dass der Sturm auch meinen Schmerz wegfegen wird. Dass er meine Sehnsucht fortträgt... irgendwo ins Nichts. Es soll mein Sturm der Hoffnung sein... "the Wind of Change" in meinem Leben. Ich will wieder wie die Feder im Wind tanzen... die Freiheit schmecken. Wind im Haar und Licht im Herzen.
An der Klippe steht sie und breitet die Arme aus. Fast kann sie sich auf den drängenden Wind stützen, der ihre Haare wild zerzaust und flatternd an ihren Kleidern zerrt. Das wilde Meer spritzt ihr schäumend entgegen, peitscht ihr Salziges Nass ins Gesicht. Aus tiefstem inneren entweicht ihr ein Schrei. Gleichwohl Freude, Angst und Schmerz klingen in ihm mit, als der Wind ihn ihr von den Lippen reisst und in die endlose Weite der See hebt. Sie schliesst die Augen und fühlt die Flügel, die ihr fehlten... die weichen Daunen, die sie wärmen und die starken Schwungfedern, die im Wind rauschen. Von Federn, die im Sturm flattern umgeben kauert sie sich zusammen... verharrt einen Augenblick. Einen Moment in dem sie Abschied nimmt. Dann breitet sie die Schwingen aus. Kraftvoll und lachend stösst sie sich vom Boden ab. Im gleichen Moment zerfällt ihre Gestallt in graue Blätter, die wild im Wind tanzen. Aus der dunklen Wolke schiesst der Adler hinaus, einen lauten Schrei ausstossend lässt er sich vom Sturm in die Höhe tragen. Endlich frei! Die dunkle Blätterwolke verweht in alle Himmelsrichtungen, begleitet von nur einer kleinen weissen Feder, die sacht tanzend den zerklüfteten Klippen folgt.

Du hast recht. Adler sind wir.